Schwarze von Tula

So kostbar wie Silberarbeit.
Tula ist der Namen einer russischen Stadt, südlich von Moskau, die berühmt für eine Ziertechnik ist. Im 19. Jahrhundert hatte diese Technik dort ihre Hochblüte. Die Niello Technik, um diese handelt es sich, wird in Russland auch als Tula-Arbeit bezeichnet.

Das Niello:
Eine Kunst Silber zu verzieren.
Tula-Silber wird aus 9 Teilen Silber, 1 Teilen Kupfer, 1 Teilen Blei und 1 Teilen Wismuth hergestellt. Alle Bestandteile werden wiederholt geschmolzen und mit Schwefel gesättigt. Sobald die Masse ein gleichmäßiges Gefüge zeigt, wird sie zerstossen und auf das zu niellierende Silber, das mit Wasser und Borax angefeuchtet wurde, aufgetragen bis es bedeckt ist.
In das Silber wurde vorher ein Schmuckmuster, eine Zeichnung, etc. eingeritzt. Danach wird das Niello aufgescholzen. Das geschieht über glühenden Kohlen. Dann wird die aufgetragene Schicht abgeschabt, so dass nur mehr in den Rillen das gefärbte Silber zurückbleibt. Nach dem Polieren wird die Zeichnung in tiefem prächtgen Blau sichtbar.
Blaue Linien auf glänzendem Silber.

BLW-Confit-or-spice-box-1630-niello-tula-tomate
Gewürzdose (Victoria and Albert Museum)
von Maria Vorontsova, aus Britain Loves Wikipedia
Read more „Schwarze von Tula“

Share

Pflanzenjägerin: Marianne North

Pflanzenjäger- ‚Plant Hunter‘

Ein Begriff der in England geprägt wurde. Man kann sich diese Jäger durchaus als Indianer Jones der Botanik vorstellen.
Es waren grüne Schätze, die sie suchten, teilweise stahlen und heim brachten, um damit die üppigen britischen Gewächshäuser zu füllen.
Ja, und dann gab es die Jägerinnen.

Marianne North

(1830-1890)

Sie war eine von ihnen. Äußerlich täuschte ihr stillsicheres viktorianisches Outfit über Waghalsigkeit und Abenteuermut hinweg.
Eine Frau allein mit ihren Ölfarben auf Entdeckungsreisen um die ganze Welt.

Marianne North

Marianne North in ihrem Heim in Sri Lanka
fotografiert von Julia Margaret Cameron (1815-1879) (Wikimedia)

Sie war das Kind einer gut situierten und politisch engagierten Familie. Ihr Maltalent wurde von Kindesbeinen an gefördert, da es ein schickliches Hobby für eine viktorianische Frau war. 1855 starb ihre Mutter und nahm ihr das Versprechen ab, ihren Vater nie zu verlassen. Dies hielt die damals 25 Jährige auch ein. Sie reiste zu Beginn mit ihrer Schwester und ihrem Vater quer durch Europa, kam dabei auch nach Österreich. Ihre Schwester heiratete 1864 und nun reiste sie allein zu zweit mit ihrem Vater. 1869 erkrankte ihr Vater in den Alpen, kehrt mit ihr heim und starb in England. Das traf sie hart.

Sie erbte reichlich und so war es ihr möglich ein Leben nach ihren Wünschen zu führen. Den Gedanken an eine Heirat verabscheute sie. Ihrer Ansicht nach verwandelte die Ehe eine Frau in eine Art höheren Diener des Hauses (‚a sort of upper servant’). Marianne North glaubte, dass Religion: ‚mumbo jumbo‘ sei, Heirat ein fürchterliches Experiment (‚a terrible experiment‘) und Reisegefährten ermüdent (‚tiresome‘). Ihr Schwager hielt sie für ein wenig spöttisch (‚a little satirical‘). Malen war für sie süchtig machend wie ein wenig trinken (‚like dram drinking‘).

Sie entschloss sich das Land und die Bessere Gesellschaft zu verlassen, um Pflanzen zu entdecken und zu zeichnen. (‚I had long dreamed of going to some tropical country to paint its peculiar vegetation on the spot in natural abundant luxuriance.‘)

So bereiste sie die nächsten 24 Jahre (1871 – 1885) die Welt. Sie fand keinen geeigneten Reisepartner und auch keinen Gefallen an den Konventionen der Gesellschaft, daher ging sie ihren eigenen Weg und das allein. Sie ließ die stylischen Hotels links liegen und bevorzugte Pensionen sowie private Unterkünfte. Das Überqueren reißender Flüsse, die Fahrt im Eselskarren, das Durchqueren malariaverseuchte Sümpfe, nichts konnte sie davon abhalten ungewöhnliche Pflanzen zu finden und zu zeichnen. In der freien Natur, bei Tageslicht und mitten in der Wildniss fröhnte sie der Kunst. Über 840 Bilder entstammen ihrem Pinsel.

Das Reisen wurde ihr durch ihre Familie erleichtert. Die meisten waren in der Politik und so hatte sie Empfehlungsschreiben im Gepäck, die ihr Tür und Tor bei Botschaftern, Vizekönigen, Rajahs, Gouverneuren und Ministern auf der ganzen Welt öffneten.

Eine Gattung wurde nach ihr benannt:

  • Northia (Sie gehört zu den Sapotengewächse (Sapotaceae), auch Sapotagewächse oder Breiapfelgewächse genannt.)

Und diese fünf tragen ihren Namen:

  • Northea seychellana (Ein Baum der Seychellen, der von ihr entdeckt wurde.)
  • Nepenthes northiana (eine fleischfressende Pflanze, von ihr als Erste gezeichnet.)
  • Crinum northianum (ein Amaryllis-Verwandter)
  • Areca northiana (eine Fiederpalme)
  • Kniphofia northiana (eine Fackellilien)

Aquedukt-von-morro-velho-brasilien-Marianne-North-1873
Das Aquädukt von Morro Velho, Brasilien, Marianne North 1873
Kew Gardens (Wikimedia)

Ihren außerordentlichen Reisejahren folgten auf Grund des Alters und der Gesundheit – Sie war schwerhörig, hatte Rheuma und eine Nervenerkrankung. – einige Zeit in God old England. Hier schrieb sie ihr Leben auf (Recollection and Further Recollection of a Happy Life: being the Autobiography of Marianne North).

Und natürlich stellte sie ihre Bilder in London aus. Die Kunstszene wurde von den üppigen Farben der Bilder aus den Tropen, Wüsten und Bergen überwältigt. Die abenteuerträumenden und -süchtigen Bürger der Stadt waren begeistert.
Kurzerhand fragte Marianne North Sir Joseph Dalton Hooker, ob er das Geld für eine dauerhafte Ausstellung in Kew Gardens spenden würde. Er tat es und die Gallerie für ihre Bilder wurde gebaut. Das Fries und die Türdekoration wurde von ihr persönlich gemalt und die Anordnung der Bilder ist auch ihr Werk. Im Jahre 1882 übergab sie 832 Bilder an Kew Garden.
Somit ist ihre Gallerie die längste Dauerausstellung einer Frau in Groß Britanien!

PS:

Darwins Dankesbrief für ihren Besuch und die Präsentation einiger ihrer Bilder:

‚2nd August 1881 My Dear Miss North, – I am much obliged for the “Australian Sheep,” which is very curious. If I had I seen it from a yard’s distance lying on a table, I would have wagered that it was a coral of the genus Porites.

I am so glad that I have seen your Australian pictures, and it was extremely kind of you to bring call up with considerable vividness scenes in various countries which I have seen, and it is no various countries which I have seen, and it is no small pleasure; but my mind in this respect must be a mere barren waste compared with your mind.

I remain, dear Miss North, yours, truly obliged, CHARLES DARWIN‘

Share

Die Zwiebel – unsere Freundin in den charmantesten Stunden

Sehr spät des Abends verlangte ich einmal im Winter extra viel Zwiebel in meinem Dürrum. Das brachte mir ein Kommentar bezüglich der hohen Wahrschein­lichkeit des einsamen Übernachtens an diesem Tag ein.
So ist es um den Ruf der Zwiebel bestellt. Und das ganz und gar zu Unrecht.

Gerechtigkeit für die Zwiebel!

Zwiebel Allium cepa Zwiebel Allium cepa
Read more „Die Zwiebel – unsere Freundin in den charmantesten Stunden“

Share