Die Bohnenstange

oder die königlichen Wachtelbohnen und ihre Stangen

Freundschaft führte mich zur wunderbaren Entdeckung der Bohnenstadt Lamon in den italienischen Dolomiten.

Man sieht hier lebt ganzjährig der Bohnenkönig.
Nicht wie seine Verwandten in anderen Ländern nur einen Tag.
In der Schweiz, in Deutschland, in Frankreich, in Spanien, in Portugal, Griechenland und auch in Mexico und Louisiana lebt er kurz und nur am Dreikönigstag. Dem Tag, der das Ende der Raunächte verkündet und an dem sich alles umkehrt.
Der Dreikönigskuchen ist immer rund und süß und trägt eine Bohne oder ein Porzellanfigürchen in sich. Und derjenige, in dessen Stück sich die Bohne verbirgt, wird König für einen Tag. Er ist Herr des närrischen Treibens.

Jakob Jordaens, Fest des Bohnenkönigs, KHM Wien

Natürlich geht der Brauch auf heidnische Wurzeln zurück, die ein wenig weniger beschwingt waren.
In Österreich hat sich etwas sehr keltisches mit Bohnen bewahrt:
das original keltische Gericht: ‚Ritschert‘, welches in Kärnten und der Steiermark heute noch gekocht und gegessen wird.
Ein ganz leichtes Gersten-Bohnen-Speckgericht.

In Lamon herrscht die Stangenbohne.
Ein Feld, viele Stangen und noch viel mehr windende Ranken.

Man muss bedenken, dass Lamon ca. 600 m ü.d.M. liegt.
Das hat zur Folge, dass es auch immer wieder mal ein wenig kühler sein kann.
Stangebohnen sind aber keine ausgesprochenen Kältefans. Sie haben es gerne warm.
Daher sollte man sie nicht vor dem 15. Mai aussäen, heißt es.
Daher gibt es auch diese Vliese, sie schützen vor zu kühler Erde und im Sommer vor zu trockener Erde.

Die Stangen setzt man, wenn man die Bohnen in die Erde legt, nicht später!
Denn man will ja keine zarten Wurzeln verletzen, die sich im Zuge der Keimung bilden.
Und die Zauberformel lautet sechs Bohnen rund um die Stange.
Da nicht alle keimen, sind es dann möglicherweise nur vier Pflanzen und das ist gut so.

Die Bilder sind am gleichen Tag aber mit sinkenden Höhenmetern entstanden.
Daher der deutlich sichtbare Unterschied im Wachstum.
Die 0,5 – 1 Grad Temperaturunterschied (je feuchter, desto mehr) pro 100 Höhenmeter machen sichtlich was aus.

Und übrigens es existieren nicht nur die ordinären Stangebohnen.
Hier gibt es Abweichungen …

– die Eisenbohnen
Sie können gesät und geerntet werden!

– die Zeltbohnen
Entgegen aller Erwartungen neigen sie nicht zu normadisierenden Pflanzenleben.

Hannibal brachte die Elefanten über die Alpen Richtung Rom.
Aber ich brachte die ‚fagiole de Lamon‘ über den Brenner und den Irschenberg hierher!

Das wäre mir nie ohne verwandtschaftliche Beziehung der Freundschaft gelungen.
Und so keimen sie nun in fremden Landen fern der Heimat.