Die wunderbare Wandlung des Dorfanger

Der Dorfanger mit einer Linde unter der es sich trefflich tanzen ließ.
Der Platz der Feste, wo sich Jung kennenlernte und Alt das besprach.
Der Mittelpunkt der Gemeinschaft.

Man könnte ihn beweinen und bejammern.
Aber im nüchtern Licht betrachtet, gibt es ihn wieder.
Die Gemeinschaftsgärten, von der Mutter nebenan oder den Herren von Gegenüber initiiert, spiegeln den Dorfanger wieder.
Es sind Grundstücke, der Gemeinde oder einer Gesellschaft, dem Gemeinwohl gewidmet.

Hier können Menschen sich ein Beet erobern und bepflanzen.
Hier werden Feste gefeiert, sogar andere Stadteile eingeladen.
Hier trifft man sich, ob es einem lieb ist oder nicht.

Ein Gemeinschafts­garten ist nichts für Menschen, die gerne zweisam mit ihren Pflänzchen plaudern wollen und dabei andere Leute als störend empfinden. Auch ich zähle mich eher zu den vertraulichen Pflanzenplauschern, die auf Mithörer unentspannt reagieren.
Es ist der ideale Platz für alle Kontaktfreudigen, die mit ihren mehr oder minder grünen Daumen nicht alleine sein möchten.
Ich bewundere die Kraft und den Enthusiasmus mit dem Grundstücke einem gemeinsamen Sein zugänglich gemacht werden. Gerne treibe ich mich am Rande solcher Gärten herum und bewundere die Pflanzenpracht. Sei es nun Unkkraut, das sich sehr wohl fühlt oder auch leckeres Gemüse versprechende Pflanzungen durchzogen von Blumen.

Die Hochbeete in Salzburg Mülln in der Kreuzbrünndl­gasse habe etwas eigenes. Sie geben der Umgebung etwas Gemütliches, Beruhigendes. Dort soll es auch von Pokémons wimmeln, sagt der Neffe. Aber die sind für das normale Auge unsichtbar.

Hochbeete neben der S-Bahn in Muelln muelln-hochbeete-1

Diese virtuellen Tierchen treiben sich auch in der Pflanzerei Schallmoos Salzburg herum, sagt der Experte und Sohn einer Freundin.

Das Konzept der Grund­versorgung aus der unmittelbaren Umgebung auch in Städten ist nicht neu. In der Nachkriegszeit wurden öffentliche Stadtflächen (z.B.: Rapoldipark Innsbruck) den Bürgern zum Anbau notweniger Pflanzen überlassen. Neben Gemüse wuchs dort auch Tabak.
Die eher von Ideologie und Visionen als von Not geprägte Bildung von Gemeinschaftsgärten fand in den 70er Jahren statt. Bei Ihnen geht es im Kern, um eine Revitalisierung und Aktivierung des Stadtteils. Und meiner Meinung wirken die Gärten auch der lila Kuh, die die Milch gibt, entgegen. Naja vielleicht nicht der lila Kuh, aber sicher dem Bild der Plastiktomaten und Erdloszwiebeln.

Mich hat immer berührt wie Kasper Hauser seinen Nam in Gartenkress gesät hat, das Wachsen verfolgte, das Wurzeln seines Nams in die Erde. Ein Ich im Boden, das ihn selbst und sein Sein spiegelte.
Und dann der Birnendieb, der den Nam zertrat, und später die Katze, die ihn zerwühlte.

Kindern und Erwachsen Raum zu lassen, ihren grünen Träumen nach zu hängen ist wichtig. Erde duftet gut und es klappt nicht alles wie am Schnürchen. Gedacht ist ein Beet schnell, getan doch langsam.

In mancher Beetgemeinschaft krusiert der Spruch:
‚Nur wer jätet, darf auch säen!‘

Weitere schöne Projekte in Salzburg:
(Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit!)

Stadteilgarten Itzling

Stadtteilgarten Lehen

Stadtteilgarten Parsch

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One thought on “Die wunderbare Wandlung des Dorfanger

  1. Das „urban gardening“ erfreut sich in jüngerer Zeit einem immer größeren Betätigungskreis. Um zu dieser erlesenen Gemeinschaft zu gehören, reichen bereits ein paar Blumentöpfe am Balkon. Es darf aber ruhig die ganze Phantasie zum Einsatz kommen! Man darf wählen: Gemeinschaftsgarten, Guerilla Gardening, Interkulturelle Gärten, Dachgarten, Permakultur, Vertikale Landwirtschaft,…

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