oder
Wie man sich selbst betrügt!
‚La Simplicité‘, Jean Baptiste Greuze, 1759
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Die meisten unter uns haben schon mal das einfache Wiesen-Margeriten-Orakel befragt. Man zupft ein Blütenblättchen bei: ‚Er liebt mich.‘ Und ein weiters bei ‚Er liebt mich nicht‘. Hat man das letzte weiße Blatt erreicht, entscheidet es sich, liebt er oder liebt er nicht.
Laut Adam-Riese wird man mit 50%iger Wahrscheinlichkeit geliebt oder auch nicht.
Wer den Herzallerliebsten sicher einem selbst verfallen wissen möchte, der verwendet den Spruch:
“Il/elle m’aime un peu, beaucoup, passionnément, à la folie, pas du tout!”
“Er/Sie liebt mich ein bisschen, sehr, leidenschaftlich, wie wahnsinnig, überhaupt nicht!”
Denkt man darüber nach, so erscheint es, dass man in 80% der Fälle geliebt wird.
(Man hat 4 verschiedene Zustände der Zuneigung und einen der Abneigung. Damit wird man nur in 1/5 also 20% der Fälle nicht geliebt.)
Manchmal im Leben möchte man einfach nicht die Wahrheit hören, sondern sich auf eine Illusion verlassen.
Und nach unserer Milchmädchenrechnung, wird die ganze Sache nun wissenschaftlich angegangen.
Wie bereits erwähnt, es ist grundsätzlich eher unwahrscheinlich mit ‚er liebt mich überhaupt nicht‘ zu enden. Dazu müsste die Margerite 5, 10 ,15, 20 oder 25 weiße Blütenblätter haben.
Hier kommt nun eine Zahlenreihe ins Spiel, die sich häufig in biologischen System findet. Sie ist bei Baumverastelungen, Blätteranordnungen, entrollenden Farnen und in der Anzahl der Margeritenblütenblätter zu finden. Welch ein Glück für die Verliebten dieser Welt.
Diese Zahlenreihe ist die Fibonacci-Reihe. 1 – 2 – 3 – 5 – 8 – 13 – 21 – 34 – 55 – etc.
Man bildet sie, indem man die beiden vorhergehenden Zahlen miteinander addiert. Und wie das geschulte Auge sieht, die einzigen beiden Zahlen, die für ‚er liebt mich überhaupt nicht‘ in Frage kommen, sind 5 und 55.
Jedoch die Margeritenblüten, die für das Liebesorakel verwendet werden, haben meist mehr als 5 weiße Blütenblätter und weniger als 55. Daher sinkt die Wahscheinlichkeit ungeliebt zu sein von den gedachten 20% auf fast 0%.
So ein Orakel lobe ich mir!
Moral:
Glaub keinem Orakel, das du nicht selbst gefälscht hast!
Botanischer Einschub:
Magerwiesen-Margerite
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Ein kleines Wort zu den Margeritenblütenblättern. Es sind natürlich keine Blütenblätter sondern kleine Blüten. Man nennt sie Zungenblüten. Die gelben Blüten in der Mitte der Margeritenblüte sind Röhrenblüten. Gemeinsam ergeben die Außen einen Kreis bildenden Zungenblüten und die inneren Röhrenblüten einen Blütenkorb, der wie eine einzige Blüte wirkt. Daher auch der Familienname: Korbblütler.
Also ich möchte gar nicht wissen, worauf ich schon überall hereingefallen bin! 😉