Löwenzahn im Reifen

… nicht unterm

Dandelion aus Kasachstan (Taraxacum koksaghyz) wurde seit 1931 bis bis in die 1950er Jahre zur Gewinnung von Naturkautschuck angebaut. Der wissenschaftliche Name leitet sich vom Türkischen ‚kok-saghyz‘ her, wobei ‚kok‘ = Wurzel und ’sagiz‘ = Gummi bedeutet. Ein eindeutiger Hinweis auf seine Verwendung.
Unser gewöhnlicher Löwenzahn hat natürlich auch Kautschuck im Milchsaft, aber nicht zwischen 6 – 10%.

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ganz normaler, appetitlicher Löwenzahn

Wieso hat der Löwenzahn überhaut Kautschuk im Milchsaft?
Schutz, reiner Schutz!
Kommt ein Fressfeind wie Marienkäfer oder Raupe Nimmersatt daher, beißt genüßlich in das Blatt und mömelt vor sich hin, tut der Kautschuk sein Werk. Er verklebt unbarmherzig, die Fresswerkzeuge, des gierigen Insekts. Und in der Folge stellt das Insekt die Mahlzeit ein und zwar für immer.

Wieso kommt man nun wieder auf den Löwenzahn zurück?
Und was heißt hier wieder?
Im 2. Weltkrieg wurde einerseits in der USA und andererseits unter den Nationalsozialisten Löwenzahn als Kautschukquelle angebaut, erforscht und genutzt. Auf der Deutschen Seite natürlich unter Einbindung von Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen.
Nach Kriegsende stand wieder genug Naturkautschuk am Weltmarkt zu Verfügung und somit starben diese Projekte.
Und genau das führt nun wieder zum Aufblühen.
Die Nachfrage nach dem Naturkautschuk steigt derzeit.
China braucht Reifen und Reifen beinhalten Naturkautschuk.
Die Eigenschaften des Naturkautschuk prägen das Fahrverhalten des Reifens sehr und können nicht durch chemisch synthetisierte Produkte ersetzt werden.
Und immer wenn ein Produkt teuer wird, werden Alternativen gesucht.
Diesmal: Der Löwenzahn aus dem Kaukasus.

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russischer Löwenzahn born in the USA
aus den 1940er angebaut für einen Autobauer
Wikicomon

Neben Kautschuck enthält der rusische Löwenzahn aus Kasachstan auch Latex.
Deswegen eine gute Nachricht für die Latexallergiker, das Löwenzahnlatex soll nach ersten Tests keine Allergien auslösen.
Daher ein Ziel für die Zukunft: antiallergene Handschuhe und Kondome auf Löwenzahnbasis!

Aber wo bleiben die Löwenzahnfelder auf mageren für Lebensmittelproduktion unbrauchbaren Böden?
Die Hasen Europas wetzen in Vorfreunde schon die Schneidezähne.

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Naja Löwenzahn ist ja nicht blöd.
Der Milchsaft soll ja nicht ewig fließen und die Pflanze ausbluten, daher wird er braun und versiegt sehr schnell.
Diese überlebenswichtige Funktion muss man erstmal wegzüchten.
Dazu werden genetische Marker verwendet die anzeigen, bei welchem Nachwuchs dieses Gen ausgeschaltet ist.
So kann die Züchtungszeit beschleunigt werden.
Jedoch weniger als 5 Jahre werden es selbst mit allen lauteren Hilfsmitteln nicht werden.

Es existieren aber auch mehr als 1 Wunsch an die Züchter:
Ein höherer, konstanter Kautschukgehalt ist nie falsch.
Eine größere Wurzel, hat jemand was gegen größere Wurzel gesagt? Nein!
etc.

Die Welt ist voller Überraschungen und vielleicht bald um ein paar gelbe Felder reicher.
Sonnenblumen, Raps und jetzt auch Löwenzahn!

PS:
Der Löwenzahn enthält neben Kautschuk und Latex auch Inulin.
Für diesen Insulin unabhängigen Süßstoff interessiert sich die Lebensmittelindustrie.
Kleines Pflänzchen pass gut auf dich auf!

Quellen:
Vortrag Prof. Prüfer 2015
proplanta
Pflanzenforschung

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