Tomate – Frucht oder Gemüse?

Eine der berühmt berüchtigten Fragen – Frucht oder Gemüse:

Rein botanisch betrachtet ist die Tomate eindeutig eine Frucht. Denn die Wand des Fruchtknotes schließt die Samen ein. Ja, und diese fleischige Fruchtwand lassen wir uns schmecken. Übrigens essen Botaniker auch dann Früchte, wenn sie sich Gurken oder Kürbis schlemmen.

Die Wurzeln des Wortes Gemüse sind nicht vegetarisch. Es leitet sich vom Mittelhochdeutschen ‚muos‘ ab. Muos steht für eine breige Speise, diese kann mit Fisch, Fleisch und eben Gemüse zubereitet werden. Das war die gewöhnlichste Hauskost: Gemuse. Im Grunde bedeutet es, man kocht alles so lange bis es ein ‚prein‘ oder ‚gemües‘ wird.

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Heutzutage sagt man dazu zerkochen.

Übrigens bereitete Joseph laut Spee von Langenfeld Friedrich seinen Krippentieren ein leckeres Mischgemüse mit Rosen zu.

‚Mit dir nun muß ich kosen /
Mit dir / O Joseph mein /
Daß futter misch mit rosen
Dem Ochß / und Eselein /
Mach deinen frommen Thieren
So lieblichs misch-gemüß /
Bald / bald / ohn zeit verlieren /
Mach ihn den athem süß.‘

Ein kurtz Poëtisch Christ-Gedicht, vom Ochß, und Eselein bey der Krippen.

Noch immer ist die Frage offen, wie wurde aus der Frucht Tomate das Gemüse. Dazu gibt es ein Urteil des ‚Obersten Gerichtshof‘ der USA, Nix gegen Hedden von 1893.

Das Handelsgesetz vom 3. März 1883 legte eine Steuer von 10 % auf den Wert von importierten Gemüses fest. Diese Steuer galt nicht für Früchte.
Die Importeure John Nix, John W. Nix, George W. Nix und Frank W. Nix klagten, auf Rückerstattung der Steuer vom Steuereintreiber, welche diese bereits eingezogen hatte.
Ihre Argumentation basierte auf der botanischen Definition für Frucht. Im Gerichtssaal wurden alle möglichen Definitionen von ‚Frucht‘, ‚Gemüse‘ und ‚Tomaten‘ aus den verschiedensten Nachschlagwerken vorgetragen.
Die Richter hörten sich ebenso die Beweggründe des Steuereintreibers an.
Die Entscheidung wurde nicht an Hand der Definition verschiedenster Lehrbücher getroffen, denn diese galten nicht als Beweise sondern lediglich als Verständnishilfen.
Das Gericht schaute dem Volk auf’s Maul, um es mit den Worten Luthers zu sagen.

Nature morte aux mûres
Nature morte aux mûres, Louise Moillon
Musée des Augustins

Es räumte ein, dass botanisch gesehen Tomaten Beerenfrüchte sind, sie aber wie Gemüse verwendet und verarbeitet werden. Die selbe Entscheidung traf das Gericht in der Folge für Gurken, Kürbise, Bohnen und Erbsen.
In der Erklärung des Gerichtes wurde darauf hingewiesen, dass Tomaten Gemüse sind, da sie zum Hauptgericht gehören und nicht generell wie Früchte als Dessert dienen.

Die Moral der Geschichte:

Mag die Entscheidung des Gerichtes auch eindeutig unrichtig sein,
so ist sie dennoch korrekt.

Und in der Folge

Tomaten sind ein gerichtlich bestätigtes Gemüse!

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